Häufig gestellte Fragen
Zahnspange, Kieferorthopädie und Behandlung
Benötigt man eine Überweisung von einem Zahnarzt oder Kinderarzt?
Eine Überweisung ist nicht notwendig. Sollten Sie selber eine Unregelmäßigkeit entdeckt haben oder sich mit der Zahnstellung ihres Kindes nicht sicher sein, vereinbaren Sie einfach einen Beratungstermin.
In welchem Alter sollte ich zum Kieferorthopäden gehen?
In der Regel mit dem 9. – 10. Lebensjahr.
Der optimale Behandlungszeitpunkt liegt in den meisten Fällen bei Mädchen zwischen dem 9.-11. Lebensjahr und bei Jungen zwischen dem 10.-12. Lebensjahr. In dieser Zeit wechseln die seitlichen Milchzähne.
Allerdings gibt es Ausnahmen, wie bei Kreuzbissen, Progenien, ausgeprägt skelettalen (knöchernen) Veränderungen, Morbus- Down- Kinder, Kinder mit Lippen-Kiefer- Gaumenspalten oder bei frühzeitigem Milchzahnverlust. Hier ist ein früherer Beginn (Einschulalter oder kurz zuvor) sinnvoll.
Grundsätzlich ist Kieferorthopädie in jedem Lebensalter möglich. Regulierungen von Zahnfehlstellungen und Kieferanomalien bei Erwachsenen gehören zu unserem täglichen Leistungsspektrum.
Braucht mein Kind eine Zahnspange?
Jedes Jahr bekommen über eine Million Kinder in Deutschland eine Zahnspange. Früher war dies eher selten, da die Wichtigkeit des Tragens einer Zahnspange stark unterschätzt wurde. Heute weiß man, dass gerade Zähne nicht nur schön aussehen, sondern vor allem gesund sind und bleiben. Eltern legen großen Wert auf die gesunden und geraden Zähne ihrer Kinder. Die größten Behandlungsaussichten der Kiefer- und Zahnregulierung bestehen vor dem 11. Lebensjahr. Die Meinung, dass erst alle Milchzähne heraus gefallen sein müssen, ist veraltet. Mit einem Fehlbiss und schiefen Zähnen wird man nicht verhungern, aber sie stellen ein kosmetisches Problem dar und verbürgen sehr viele funktionelle Nachteile, die häufig erst zu einem späteren Zeitpunkt deutlich werden. Bei Sportarten mit hohem Verletzungsrisiko der Zähne sollte auch an einen individuell angefertigten Sportmundschutz gedacht werden!
Sportmundschutz
Was sind die Folgen eines Fehlbisses oder schief stehender Zähne?
Ein Fehlbiss sowie schief stehende Zähne stellen nicht nur ein kosmetisches Problem dar, sondern verbürgen in sich sehr viele Nachteile. So kann dies zu Sprach- und Schluckstörungen führen oder eine Mundatmung zur Folge haben. Bei einer Mundatmung sind häufige Infekte vorprogrammiert, da die Luft nicht wie eigentlich üblich über die Nase gefiltert, angewärmt und angefeuchtet wird. Die normale bakterielle Mundflora verändert sich. Auch die Zunge liegt beim Mundatmer nicht am Gaumen, was wiederum zu einer Unterwicklung des Mittelgesichts führen kann.
Eine Fehlstellung führt beim Kauen zu einer Überbelastung bestimmter Bereiche. Folge sind unphysiologische Belastungen an den Zähnen oder an der Kiefermuskulatur und den Kiefergelenken. Dadurch treten Schliffflächen durch Zähneknirschen auf, mitunter ein Knochenrückgang, Verspannungen, Müdigkeit und Konzentrationsprobleme. Des weiterem lassen sich eng stehende Zähne schlecht reinigen, dies führt wiederum zu Karies oder zur Zahnsteinbildung und schließlich zum Knochenrückgang (Parodontose) bis hin zur Zahnlockerung. Nicht selten beeinträchtigen schief stehende Zähne das Selbstwertgefühl. Mit zunehmendem Alter verschieben sich gewöhnlich die Zähne noch weiter, hier spielen mehrere Faktoren hinein, u. a. auch hormonelle Veränderungen.
Was erwartet mich beim ersten Termin?
Zunächst erfolgt nach der Anamnese eine Befundaufnahme der Zahn- u. Kieferstellung. Ergänzend werden die umgebenen Strukturen im Mund-Kiefer-Gesichtsbereich untersucht. Stützend auf die Gesamtergebnisse erfolgt eine Beratung hinsichtlich der kieferorthopädischen Behandlungsmöglichkeiten. Die Erstberatung bzw.- untersuchung wird gewöhnlich von Ihrer Krankenkasse oder Privatversicherung bezahlt.
Was bedeutet Anfangsunterlagen?
Bei Behandlungsbeginn werden die Anfangsunterlagen notwendig. Dazu fertigen wir ein Röntgenbild von den Zähnen sowie vom seitlichen Schädel, einen Abdruck für das Planungsmodell und Fotos an. Mit Hilfe dieser Unterlagen kann eine kieferorthopädische Planung erfolgen. Die Röntgenbilder sind notwendig, um gegebenenfalls verlagerte oder nicht angelegte Zähne, die Lage der Zahnkeime, die Zahnwurzeln, Karies usw. zu diagnostizieren oder um das weitere Wachstum bestimmen zu können. Die Fotos dienen zur individuell ästhetischen Analyse. Anhand der Auswertung des Gipsmodells, der Fotos und der Röntgenbilder kann eine Behandlungsstrategie erarbeitet und geplant werden, um ein ästhetisch und funktionell sehr gutes Ergebnis zu erzielen.
Wie entstehen Kiefer- und Zahnfehlstellungen?
Die Entwicklung von Fehlstellungen ist meist genetisch bedingt. Bei familiär auftretenden Nichtanlagen von Zähnen (häufig die seitlichen Schneidezähne) oder ein zu kleiner Kiefer mit großen Zähnen, Progenien (großer Unterkiefer zu kleinem Oberkiefer ) usw. liegt es sehr nahe, dass auch das Kind diese Fehlstellungen aufweisen wird.
Aber auch andere Einflüsse spielen eine erhebliche Rolle. Daumen- und Fingerlutschen über das 3. Lebensjahr hinaus, Zungenpressen, Fingernagelkauen, Mundatmung aus Gewohnheit oder durch evtl. vergrößerte Nasenpolypen, ein Unfall mit Auswirkungen im Kiefer- Gesichtsbereich sowie frühzeitiger Milchzahnverlust verursachen meist Fehlstellungen.
Worauf sollten wir aus kieferorthopädischer Sicht bei unserem kleinen Nachwuchs achten?
Achten Sie darauf, dass Ihr Kind mit dem 3. Lebensjahr nicht mehr am Daumen, Finger oder Bettzipfel lutscht. Langfristiges Lutschen führt zu erheblichen Problemen. Z.B. biegt der Daumen die oberen Frontzähne nach vorn, und drückt den Unterkiefer zurück. Es vergrößert sich der Abstand zwischen Ober- und Unterkiefer oder, es entsteht ein frontal offener Biss. Das kann zu Sprachfehlern führen, zur falschen Zungenlage, teilweise ist ein Mundschluss nicht mehr möglich. Die nun durch das Lutschen veränderten „anatomischen Verhältnisse“ werden mitunter durch erblich bedingte Faktoren verstärkt und führen zu unphysiologischen Weichteilmustern, die wiederum die schon veränderten anatomischen Strukturen weiter ausprägen.
Auch der Schnuller ist maximal bis zum 3. Lebensjahr vertretbar, ansonsten treten ähnlich pathologische Veränderungen wie oben geschildert auf. Vielleicht ein kleiner Tipp, einen Schnuller kann man immer ein kleines Stückchen weiter weg legen. Mit interzeptiven Maßnahmen, wie z. B. der MVP (Mundvorhofplatte) kann der Kieferorthopäde eine Hilfestellung geben, dass Lutschen abzugewöhnen oder die Zungenlage zu beeinflussen.
Der Aufsatz der Trinkflaschen sollte gut ausgewählt werden, hier wird schon bei vielen Herstellern auf die Lippen- und Zungenlage sowie auf die Trinklochgröße entsprechend geachtet. Süße Tees oder Säfte gehören nicht in eine Nuckelflasche. Das kann fatale Folgen für die Zähne haben.
Sobald der erste Milchzahn sich zeigt, muss der Zahn bzw. die Zähne geputzt werden. Kleinkinder gewöhnen sich gut an eine Zahnbürste, wenn Sie ihrem Kind einen Beißring mit kleinen Borsten geben. Um die Kinder an das Zähne putzen zu gewöhnen, sind Kinderzahnpasten, eine Zahnputzuhr und eine kleine Geschichte über Zähne ideal. Die Milchzähne erfüllen eine wichtige Platzhalterfunktion. Sie halten den Platz für die nachfolgenden bleibenden Zähne frei. Sollte dennoch ein Milchzahn nicht mehr zu erhalten sein, gibt es die kieferorthopädischen Platzhalter. Diese verhindern, dass die benachbarten Milchzähne anfangen zu wandern und den Platz für die nachfolgenden Zähne wegnehmen. Für eine gute Entwicklung Ihres Kindes versteht sich eine gesunde und ausgewogene Nahrung von selbst. Calcium fördert das Knochen und Zahnwachstum. Die Fluorettengabe im Kleinkindalter ist weit verbreitet. Ergänzung an Vitamin D ist aus meiner Sicht zu befürworten, während ich der Fluorzugabe über Tabletten kritisch gegenüber stehe. Eine Überdosis an Fluor führt zu Fluorose.
Was bewirkt die kieferorthopädische Behandlung?
Ästhetik
Schöne, gerade Zähne und Kiefer sehen sehr gut aus, bewirken einen harmonischen Gesichtausdruck, signalisieren Gesundheit und Lebensfreude, steigern das Selbstwertgefühl, bedeuten ein Stück Lebensqualität und sind ein Spiegel Ihrer Persönlichkeit.
Funktion
Die kieferorthopädische Behandlung hat einen positiven Einfluss auf die Zahnstellung und damit auf die Kaubelastung, die Verdauung (Nahrungszerkleinerung als erster Schritt), die Kieferstellung, die Kiefergelenke, die Kiefermuskulatur, die Atmung, die Körperhaltung und auf die Aussprache.
Prävention
Durch die Korrektur der Zahnstellung, der Kiefer und Kiefergelenke werden Karies, Parodontalerkrankungen, Bruxismus (Knirschen der Zähne), Zahnverletzungen, Kiefergelenksbeschwerden, Muskelverspannungen und Kopfschmerzen maßgeblich verringert.
Was ist besser, die „herausnehmbare“ oder die „festsitzende“ Zahnspange?
Je nach Indikationsstellung kann die eine oder andere Variante besser sein. Beide Varianten erfordern eine sehr gute Mitarbeit. Bei der herausnehmbaren Zahnspange kommt es vor allem auf das Tragen und ggf. Schrauben dieser Spange an, während bei einer festsitzenden Zahnspange die Zahnpflege eine sehr wichtige Rolle spielt.
Wann muss die herausnehmbare Spange getragen werden?
In den meisten Fällen müssen die herausnehmbaren Geräte nachmittags und nachts getragen werden. Wird die Tragezeit vernachlässigt, passt die Spange nicht mehr oder fällt nachts aus dem Mund. Außerdem verzögert sich der Behandlungsfortschritt.
Wie pflegt man eine herausnehmbare Zahnspange?
Wichtig ist es die Zahnspange jeden Morgen und am Abend mit der Zahnbürste und Zahnpaste zu putzen. Am besten eignen sich Zahnbürsten mit harten Borsten. Einmal pro Woche „Zahnspangen-Reinigungstabletten“ zur bakteriellen Reinigung verwenden. (Kleiner Hinweis: bei Erkältungskrankheiten Tabletten öfter benutzen) Wird die Spange nicht getragen, diese bitte in ein Wasserglas legen oder in die Zahnspangendose.
Wie erfolgt die Zahnpflege mit einer festsitzenden Apparatur und was sollte beachtet werden?
Bei einer festsitzenden modernen Zahnspange wird die Zahnpflege zu früher deutlich erleichtert, erfordert aber trotzdem wegen der vielen Ecken und Nischen eine gute Disziplin bei der Mundhygiene. Wir empfehlen mindestens dreimal pro Tag die Zähne zu putzen. Zusätzlich raten wir für die Zahnfleischmassage zu einer weichen Zahnbürste. So genannte Interdentalbürstchen helfen die Nischen und Ecken zwischen Zahn und kieferorthopädischem Gerät zu reinigen. Bei Kindern, die etwas Schwierigkeiten bei der Zahnpflege haben sollten, empfiehlt sich eine zusätzliche Munddusche. Auf Kaubonbons oder ähnlich andere Nahrungsmittel sollte in dieser Zeit verzichtet werden. Harte Nahrung muss vor dem Verzehr geraspelt bzw. klein geschnitten werden.
Eine Reisezahnbürste gehört immer in die Tasche oder Schulranzen.
Unser Ziel ist es, dass die Zähne nicht nur schön stehen, sondern auch ein strahlend weißes Lächeln zeigen!
Kann ich als Erwachsener noch behandelt werden?
Selbstverständlich kann ein Erwachsener noch eine kieferorthopädische Therapie bekommen. Dies kann bei funktionellen und kosmetischen Problemen notwendig sein. Funktion und Kosmetik bedingen meist einander.
Der Wunsch einer verbesserten Gesichtsästhetik, hat eine verbesserte Funktion der Zähne zur Folge und umgekehrt. Funktionelle Probleme können bei schiefen Zähnen oder einem Fehlbiss auftreten. Sie werden durch zurückgehendes Zahnfleisch oder Schliffflächen an den Zähnen sichtbar, lösen mitunter Zähneknirschen oder Beschwerden im Kiefergelenksbereich bzw. in der Wirbelsäulenregion aus. Aber auch gehäuft auftretende Kopfschmerzen können durch falsch belastete Zähne begründet sein. Kieferorthopädie beim Erwachsenen kann auch bei Fehlen eines Zahnes, das Anstreben eines kieferorthopädischen Lückenschlusses bedeuten. Bei Fehlen mehrerer Zähne ist eine sinnvolle Pfeilerverteilung für ein späteres Implantat oder für die prothetische Versorgung nötig. Dies erfolgt in Zusammenarbeit mit ihrem Zahnarzt. Fragen Sie Ihren Zahnarzt!
Verschieben sich die Zähne wieder nach der Behandlung?
Nach der aktiven Bewegung der Zähne mit der Zahnspange soll unbedingt die Stabilisierung erfolgen. Die Zähne müssen eine Zeit lang in der neuen Position gehalten werden. Es gibt verschiedene Stabilisierungsspangen, dabei kann es sich um festsitzende so genannte Retainer handeln oder herausnehmbare Retentionsgeräte.
Wichtig zu wissen ist, dass unser ganzes Leben lang Umbauprozesse im Kiefer statt finden und es sich nicht um ein starres System handelt. Deswegen ist die Stabilisierungsphase besonders wichtig. Dazu können wir auf entsprechende individuelle Besonderheiten eingehen und beraten.
Funktionsanalyse
Das Kausystem des Menschen besteht in erster Linie aus den Zähnen, der Muskulatur und dem Kiefergelenk. Alle drei Strukturen müssen miteinander problemlos harmonieren.
Schon kleinste nicht bemerkbare Störungen, wie z. B. eine zu hohe Füllung oder schiefe Zähne können das Zusammenspiel dieser drei Strukturen erheblich stören und zu folgenschweren gesundheitlichen Funktionsstörungen führen. Nicht zu verachten ist emotionaler Stress oder psychische Probleme, die einen wesentlichen Anteil an möglichen Disharmonien im menschlichen Kausystem haben.
In der Funktionsdiagnostik wird das komplette Kausystem beobachtet und analysiert, um mögliche Ursachen und Zusammenhänge einer Störung zu ermitteln.
Zunächst wird eine klinische Untersuchung der Zähne, Muskulatur, Bänder, Kiefergelenke und Zahnkontakte durchgeführt und Belastungstests ausgewertet.
Danach wird entschieden in welchem Umfang weitere Maßnahmen notwendig sind. Mit einem Übertragungsbogen und einer speziellen Bissnahme wird eine Bewegungsanalyse im Bewegungssimulator durchgeführt. Häufig ist zusätzlich die Auswertung von Röntgenaufnahmen notwendig. Wird mit Hilfe der Funktionsdiagnostik ein Behandlungsbedarf nötig, folgt die Erstellung eines individuellen kieferorthopädischen Behandlungsplanes.
Weisheitszähne
Die Weisheitszähne sind die achten Zähne ab der vertikalen Mittellinie des menschlichen Gebisses. Sie gehören zu den Molaren und entwickeln sich erst sehr spät. Weisheitszähne brechen bei den meisten Menschen erst im Erwachsenenalter durch.
Da die Weisheitszähne weit hinten durchbrechen, haben sie häufig keinen Platz. Sie liegen im Kieferwinkelbereich, das heißt am Übergang vom horizontalen zum aufsteigenden Kieferast.
Manchmal brechen sie auch überhaupt nicht oder nur teilweise durch. Das kann wiederum zu Entzündungen oder gar zu Abszessen führen. Es bilden sich Zahnfleischtaschen, die kaum zugänglich sind und schwer gereinigt werden können. Eine Extraktion ( Entfernung ) ist dann häufig unumgänglich.
Auch bei starkem Platzmangel und erheblich verlagerten Weisheitszähnen wird die Extraktion meist notwendig. Weisheitszähne, die genügend Platz haben, können natürlich belassen werden.
Die Vorstellung, dass die Weisheitszähne die alleinige Ursache für eine Verschiebung vor allem der Frontzähne sind, konnte widerlegt werden.
Andere Faktoren spielen hierbei ebenfalls eine Rolle. Die Größe des Unter- und Oberkiefer, der Abstand von Eckzahn zu Eckzahn im Unterkiefer des Anfangsbefundes, der Lippen- und Zungendruck, ständige Knochenumbauprozesse und hormonelle Veränderungen sind nur einige weitere Ursachen. Deshalb ist selbst nach Extraktion der Weisheitszähne eine Sicherung des kieferorthopädischen Behandlungsergebnisses mittels Retainer meist nötig.
Aber als ein Faktor in diesem komplexen System müssen die Weisheitszähne entsprechende Beachtung finden. Dies geschieht bei den jüngeren Patienten am Ende der kieferorthopädischen Therapie und bei den Erwachsenen, da hier die Einflussgröße der Weisheitszähne bereits klar erkennbar ist, am Anfang der Behandlung.